Häufig gestellte Fragen zur assistierten Reproduktion

WARUM KÖNNEN WIR KEINE KINDER AUF NATÜRLICHEM WEGE ERZEUGEN?

Ungefähr jedes fünfte Paar im zeugungsfähigen Alter kann keine Schwangerschaft auf natürlichem Wege erzeugen oder eine Schwangerschaft mit einer ordnungsgemäßen Entwicklung bis zum Ende erzielen. Wenn die Schwangerschaft nach einem Jahr ungeschützten Geschlechtsverkehrs nicht eingetreten ist, spricht man von Infertilität oder Sterilität und die Gründe dafür können sowohl bei der Frau als auch beim Mann liegen. In etwa der Hälfte aller Fälle, liegt die Ursache im Sperma, da entweder eine zu geringe Menge an Spermatozoen vorhanden ist oder diese eine niedrige Qualität in der Beweglichkeit oder Form aufweisen. In anderen Fällen liegt die Ursache bei Frau auf Grund von einer fehlerhaften Ovulation oder zum Beispiel undurchlässigen Eierleitern. Es gibt viele Gründe für eine Unfruchtbarkeit und häufig assoziiert man ein Problem sowohl beim Mann als auch bei der Frau. Es ist ratsam ein spezialisiertes medizinisches Zentrum aufzusuchen, denn glücklicherweise stellt sich für einen Großteil der Fälle, wenn sie erstmal diagnostiziert wurden, eine einfache Lösung zur Verfügung. Zudem ist es wichtig ausschließen zu können, dass der Unfruchtbarkeit keine bedeutsamere Erkrankung zu Grunde liegt, die eine spezifische Behandlung erfordert.

WAS BEDEUTET STERILITÄT UND WAS BEDEUTET INFERTILITÄT?

Man spricht unabhängig voneinander von Sterilität oder Infertilität bei Paaren, die keine Kinder erzeugen können. Medizinisch gesehen differenziert man jedoch beide Fachbegriffe. Man spricht von Infertilität bei Paaren, bei denen eine Schwangerschaft zwar eintritt, jedoch die Unfähigkeit diese erfolgreich zu beenden, vorliegt. Geschieht dies bei Paaren mit einer bereits erfolgreichen Schwangerschaft, spricht man von einer sekundären Unfruchtbarkeit. Es handelt sich andererseits um Sterilität, wenn nach einem Jahr ungeschützten Geschlechtsverkehrs keine Schwangerschaft eingetreten ist und um eine sekundäre Sterilität bei Paaren, bei denen es nach einer bereits erfolgreichen Schwangerschaft innerhalb von zwei Jahren ungeschützten Geschlechtsverkehrs nicht zu einer erneuten Schwangerschaft gekommen ist. In der Routine ist diese Unterscheidung für das Paar von geringerer Bedeutung, denn wie auch immer es der Fall sein mag, ist es im Großteil aller Fälle möglich, eine Schwangerschaft zu erzielen. Wir werden im Weiteren über die Infertilität und Sterilität berichten, ohne beide Begriffe voneinander zu trennen, denn wir beziehen uns auf sämtliche Ursachen, die dem Nichteintreten einer Nachkommenschaft zu Grunde liegen.

WIE VIELE PAARE SIND BETROFFEN?

Unter etwa zehn Paaren im erzeugungsfähigen Alter und einem Jahr regelmäßigem ungeschütztem Geschlechtsverkehr finden sich ein bis zwei Paare, bei denen eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege und ohne spezifische Behandlung nicht eingetreten ist. Das bedeutet, es leben in unserem Land ungefähr eine Million zeugungsunfähige Paare. Nach heutigem Stand schätz man, dass etwa jedes zehnte Neugeborene mittels medizinischer Unterstützung konzipiert wurde.

SINKT DIE FRUCHTBARKEIT IMMER WEITER UND GIBT ES DESWEGEN EINEN RÜCKGANG DER GEBURTENRATE?

In den entwickelten Ländern ist tatsächlich ein Anstieg von Unfruchtbarkeit und ein Rückgang der Geburtenrate zu verzeichnen. Zum einen versuchen immer mehr Frauen im fortgeschrittenen Alter Kinder zu bekommen, dann, wenn die natürlichen Erfolgschancen sinken. Andererseits hat man gleichzeitig einen Anstieg der männlichen Unfruchtbarkeit durch eine progressive Verschlechterung der Samenqualität festgestellt. Dies ist möglicherweise auf Umwelteinflüsse wie Pestizide, Kontaminationen, den Gebrauch von Substanzen und einiger Nahrungsmittelzusätze, welche die Spermatogenese beeinträchtigen könnten, zurückzuführen. Weitere Faktoren, die Einfluss nehmen könnten, sind Stress, Alkoholmissbrauch, Drogen, Rauchen, etc.

In ca. 40 von 100 Fällen liegt eine verringerte Samenqualität vor. Gründe dafür können eine fehlerhafte Testikelfunktion, Hormonveränderungen, eine Samenleiterinfektion, eine Verstopfung der Hodenkanälchen etc. sein. In einem ähnlichen Prozentsatz der Fälle ist das Sperma normal und es besteht jedoch ein Problem bei der Frau, dass beispielsweise ihre Eierstöcke fehlerhaft ovulieren, bedingt durch genetische oder hormonale Veränderungen oder es liegt eine Verstopfung der Eileiter, Veränderungen in der Gebärmutter und ein Abstoßen der Spermien etc. vor. Bei vielen Paaren liegen die Ursachen sowohl bei der Frau als auch bei dem Mann und in wiederum anderen Fällen bleibt die Ursache warum es nicht zu einer Schwangerschaft kommt unbekannt. Oftmals wird die Unfruchtbarkeit durch eine Grunderkrankung hervorgerufen, wie zum Beispiel Hormonveränderungen, Neoplasien, Virusinfektionen oder starke Adipositas, Anorexie, Überanstrengung, täglichen Drogenmissbrauch, Alkohol, Rauchen etc etc. Die Arbeit in toxischen Umgebungen und nicht sachgerechten Umweltgegebenheiten kann die Fruchtbarkeit ebenfalls beeinträchtigen.

IN WELCHEN FÄLLEN FINDET SICH EINE LÖSUNG?

Heutzutage findet sich für den Großteil der Paare mit Unfruchtbarkeit eine Lösung. Zunächst ist es sehr wichtig, sich an eine für Unfruchtbarkeit spezialisierte Klinik zu wenden. Die Empfängis durch medizinische Hilfe wird immer häufiger und immer besser akzeptiert. Nur etwa eines von zehn Paaren resigniert und wählt den Weg ohne eine Nachkommenschaft. Jedes Jahr erblicken hunderttausende von Kindern das Licht der Welt Dank den Techniken der assistierten Reproduktion.

KANN MAN AUF NATÜRLICHEM WEGE DIE ERFOLGSCHANCEN FÜR EINE SCHWANGERSCHAFT VERBESSERN?

Niemand bezweifelt wie wichtig es ist, ein gesundes Leben zu führen damit sich der Fötus während der Schwangerschaft normal entwickeln kann. Ebenso bedeutsam kann es sein, sich eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen und Lebensstil anzueignen, wenn man versucht Kinder zu zeugen. An erster Stelle ist es wichtig, eine gesunde Ernährung zu führen und ein normales Gewicht zu halten (sowie bei der Frau als auch bei dem Mann), damit der Hormonhaushalt und die Geschlechtsorgane normal reagieren können. Es gibt kein konkretes Nahrungsmittel, welches die Fruchtbarkeit steigert, grundlegend ist eine ausgeglichene Ernährung von Bedeutung. Die erhöhte Einnahme von Vitamin C, D und E sowohl von Kalzium etc. (immer unter Anleitung eines Spezialisten) kann hilfreich sein. Man hat ebenso einen möglichen Zusammenhang zwischen zink- und selenreichen Diäten (enthalten in Fisch und frischem Fleisch) festgestellt. Eine schlechte Diät hingegen kann zu einem Vitamindefizit und einer Anämie führen, die wiederum Auswirkungen auf die Funktion der Keimdrüsen haben könnten. Ein stark erhöhter Fettanteil der Körpermasse kann direkten Einfluss auf die Hormonlevel nehmen. Ein Übergewicht kann kontraproduktiv beim Erzeugen einer Schwangerschaft sein und auch bei Personen mit extremer Schlankheit kann der Menstruationszyklus aus dem Ruder laufen. Eine regelmäßige körperliche Bewegung ist tatsächlich angebracht und empfehlenswert. An zweiter Stelle sollte man vermeiden Substanzen, die die Erfolgschancen einer Schwangerschaft beeinträchtigen, einzunehmen oder zu inhalieren. Es ist bewiesen, dass zum Beispiel durch Rauchen und Alkohol die Fruchtbarkeit beeinträchtigt sein kann und auch Folgeschäden wie Untergewicht des Neugeborenen auftreten können. Ähnliche Studien zeigen Zusammenhänge bei einem Exzess an Koffein und hormonellen Veränderungen. Weitere Toxine befinden sich in der Umwelt oder auf der Arbeit, wie Pestizide oder chemische Substanzen. Diese können inhaliert werden und somit Veränderungen in den Hormonfunktionen hervorrufen. Es sollten Maßnahmen getroffen werden, um extrem warme Arbeitsverhältnisse, vor allem bei dem Mann, zu vermeiden. Eine zu enge Kleidung oder mit Materialien versehen, die die Temperaturen erhöhen, kann ebenso zu einer Beeinträchtigung in der Testikelfunktion führen. Stress ist ein weiterer Faktor mit möglichen Auswirkungen auf die Fertilität. Die „Amerikanische Gesellschaft für Medizinische Reproduktion“ hat bestätigt, dass erhöhter Stress zu Krämpfen in den Eileitern der Frau und zu einer Verminderung der Spermienproduktion beim Mann führen kann. Wir alle haben die Bezugnahme zu Familienmitgliedern oder Bekannten, die nach längerem unerfülltem Kinderwunsch, spontan nach einem Urlaub oder einer Kurzreise schwanger geworden sind.

AN WELCHEN TAGEN IST DIE FRAU BESONDERS FRUCHTBAR? WIE KÖNNEN SIE HERAUSFINDEN, AN WELCHEN TAGEN SIE IHREN EISPRUNG HABEN?

Der Eisprung oder die fruchtbare Phase einer Frau geht gegen die Mitte eines Zyklus, etwa dem vierzehnten Tag bei einem Zyklus von 28 Tagen. Der Eisprung kann auf verschiedene Art festgestellt werden. Einer der traditionellsten Formen ist die Basaltemperaturmessung. Als Konsequenz des Eisprungs selbst erfolgt ein leichter Temperaturanstieg, bewirkt durch die Produzierung des Hormons Progesteron kurz darauf. Eine andere Form zum Diagnostizieren des Eisprungs ist die Bewertung der Konstistenz und Menge des Zervixschleims, der von dem Gebärmutterhals abgegeben wird. Je näher wir dem Eisprung kommen, umso verstärkter wird dieses Sekret produziert und nimmt ein transparentes spinnbares (lässt sich in die Länge ziehen und reißt nicht) Aussehen an. Diese Art des Zervixschleims erlaubt den Aufstieg der Spermien. An den Tagen vor und nach dem Eisprung ist dieser Schleim kompakter und weißlicher. Eine weitere Methode zur Eisprungmessung kann mittels der Bestimmung des sogenannten LH-Hormons, welches die Ovulation auslöst, vorgenommen werden. Das LH-Hormon ist sowohl im Blut als auch im Urin nachweisbar. Wenn das Ergebnis positiv ausfällt bedeutet es, dass der Follikelsprung möglicherweise in den folgenden vierzig Stunden stattfindet. Es gibt noch einige Methoden, um den Eisprung zu ermitteln, die jedoch aus dem häuslichen Gebrauch entfallen. Darunter finden wir die Hormonanalysen wie die des Östradiols und des Progesterons sowie das Follikelwachstum in den Eierstöcken (in denen sich die Eizelle befindet), welches durch transvaginale Ultraschalls festzustellen ist.

WANN SOLLTE DER GESCHLECHTSVERKEHR STATTFINDEN UM DIE SCHWANGERSCHAFTSERFOLGSCHANCEN ZU ERHÖHEN?

Wenn die Frau einen regelmäßigen Zyklus hat, empfiehlt man im Allgemeinen mit dem Geschlechtsverkehr ab dem neunten oder zehnten Zyklustag zu beginnen. Der Mann sollte vier bis fünf Tage zuvor keine Ejakulation gehabt haben. Ab diesem Zeitpunkt sollte der Geschlechtsverkehr alle zwei Tage ungefähr eine Woche lang stattfinden. Wenn das Sperma normal ist, beeinträchtigt ein täglicher Geschlechtsverkehr die Prognose nicht. Wenn jedoch die Menge und Qualität der Spermien verringert oder grenzwertig ist, kann ein täglicher Geschlechtsverkehr die Schwangerschaftschancen vermindern.

WIE SOLLTE MAN GESCHLECHTSVERKEHR HABEN UM DIE SCHWANGERSCHAFTSERFOLGSCHANCEN ZU ERHÖHEN?

Es gibt eine Reihe an unwahren Sprichwörtern, Weisheiten und vorgefassten Meinungen, durch die wir uns manchmal fragen, ob bestimmte Handlungen den Erfolg einer Schwangerschaft begünstigen oder erschweren. So zum Beispiel weiß man, dass eine bestimmte Haltung während des Geschlechtsverkehrs die Erfolgschancen für eine Schwangerschaft nicht begünstigen. Ebenso wie die Tatsache, dass es nicht darauf ankommt einen Orgasmus zu haben um das Aufsteigen der Spermien zu ermöglichen. Auch das zeitweilige Liegenbleiben nach erfolgtem Geschlechtsverkehr, um das Aufsteigen der Spermien in die Gebärmutter zu ermöglichen, verhilft uns nicht, da dieser Aufstieg unmittelbar danach erfolgt. Damit ist die Ruhestellung sowie das in die Höhe heben der Beine oder ähnliche Positionen nicht notwendig. Offensichtlich ist es genauso von Unnöten, dass der Mann nach dem Geschlechtsverkehr mit dem Penis in der Vagina verweilt um das Auslaufen des Spermas zu verhindern, denn es sind die Gebärmutterkontraktionen, die das schnelle Durchdringen der Spermatozoen in diese veranlassen. Spermatozoen, die nicht aufsteigen, werden in Richtung Scheide ausgespült. Es ist jedoch empfehlenswert, dass die Frau eine Dusche im Bereich der Scheide direkt nach dem Geschlechtsverkehr vermeidet oder Gleitmittel verwendet werden, die die Spermienbeweglichkeit beeinträchtigen können. Weder der Gebrauch von Tampons, noch den von Verhütungsmitteln (nach Gebrauchsanweisung) haben Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit einer Frau.

KÖNNEN NERVOSITÄT UND STRESS AUSWIRKUNG AUF DIE FRUCHTBARKEIT HABEN?

Man hat herausgefunden, dass eine innere Unruhe und Stress im Zusammenhang mit einer verminderten Fertilität stehen. Dennoch ist es sehr schwierig zu beurteilen, bis zu welchem Punkt es Grund sein kann, dass eine Schwangerschaft nicht eintritt. Es besteht jedoch kein Zweifel, dass die Unfruchtbarkeit eine Stimmung von innerer Unruhe bei den Paaren hervorruft, die sehr zu Lasten der Beziehung und Lebensqualität gehen kann und unter einigen Umständen spezifisch behandelt werden sollte.

LWIE STARK BEEINFLUSST DAS ALTER DER FRAU DIE FERTILITÄT?

Immer häufiger entscheiden sich heutzutage Paare ihren Kinderwunsch zu realisieren, wenn das zeugungsfähige Alter der Frau bereits fortgeschritten ist. Ab dem 35. Lebensjahr nimmt die weibliche Fruchtbarkeit stetig ab und ab dem 45. Lebensjahr ist die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit äußerst gering. Beim Mann scheint die Verminderung der Samenqualität mit dem 50. Lebensjahr zu beginnen, dennoch kann er bis übers 70. Lebensjahr hinaus zeugungsfähig bleiben.

LIEGT DIE SCHULD HÄUFIG BEIM MANN ODER BEI DER FRAU?

Die Schuld liegt bei keinem von beiden, ebenso wenig wie zum Beispiel ein Diabetiker Schuld daran trägt, dass seine Pankreas nicht vollständig funktioniert. Statistisch gesehen ist in fast 50 Prozent der Fälle die Ursache männlicher Herkunft, darunter Testikelveränderungen, Verstopfungen der Samenleiter, Prostataveränderungen, Erektion- oder Ejakulationsstörungen, Hormonveränderungen etc. Mit ähnlichem Prozentsatz sind die Ursachen weiblicher Herkunft vertreten, darunter die Endometriose, Verstopfung der Eileiter, Ovarienfehlfunktion und fehlerhafter Eisprung (hervorgerufen durch ein genetisches oder hormonelles Problem), vorzeitige Wechseljahre, Gebärmutterveränderungen etc. In den restlichen Fällen liegen gemischte oder kombinierte Ursachen vor oder aber der Grund, dass die Schwangerschaft ausbleibt ist unbekannt. Egal welcher Fall auch vorliegt, sollten sich die Studien und Behandlungen immer auf das Paar als Einheit beziehen, und dafür ist es sehr wichtig, dass beide Partner gleichermaßen am Erzielen der Schwangerschaft kollaborieren.

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